Ausgerechnet am Valentinstag, wo doch so viele Menschen eine schöne Zeit planen, wurde mein damals 12-jähriger Sohn als Notfall in die Kinderonkologie bestellt.
Ein paar Stunden zuvor waren wir zu einer Routineuntersuchung in der Klinik, bei der eine Blutabnahme vorgenommen wurde.
Die Auswertung ging schnell und die extrem hohe Leukozytenzahl im Blut war ein eindringlicher Alarm.
Dieser Wert deutete sofort auf eine CML hin, die chronische myeloische Leukämie, von der ich vorher noch nie etwas gehört hatte.
Und ich mochte meinen Ohren kaum trauen, als die Ärztin bei ihren Erläuterungen erwähnte, mit ein wenig Glück würde unser Sohn an einer chronischen Form der Leukämie leiden.
Glück, chronisch und Leukämie in einem einzigen Satz?
Es hat ein ganzes Stück Weg gedauert, um das zu verdauen und zu verstehen. Und ja, wir haben Glück.
Eine extrem seltene Krankheit bei Kindern. Von all den Kindern, die wir in dem Klinikaufenthalt in der Onkologie kennengelernt haben war mein Sohn der Glückspilz, die Ausnahme, vielleicht sogar gesegnet - mit einer Krankheit, die man durch Medikamente in Schach hält, Hoffnung auf Heilung in eine realistische Zukunft rückt und mit der man ein nahezu normales Leben weiterführen kann.
Leicht war es nicht, für keinen von uns. Mein Sohn war verzweifelt, hatte vorher keinerlei Beschwerden verspürt und wurde nun mit solch einer Diagnose konfrontiert. Leukämie. Krebs.
Schmerzen, Übelkeit, zahllose Untersuchungen, Punktionen, die Aussicht auf eine andauernde Chemotherapie in Tablettenform. Angst.
Vor dem was ist, noch kommt.
Nach 16 Tagen stationären Aufenthalt durfte er wieder nach Hause. Geschwächt. Schweigsam. Viel zu leise. Viel zu demütig.
Das waren wir alle.