Gattung Englischreiter
Im nächsten Kapitel unserer Reihe "Jammer nicht, reite!" wenden wir uns der faszinierenden Spezies der Pferdemenschenuntersich zu. Diese Gattung ist so vielfältig und komplex, dass manche Mitglieder eine Gebrauchsanleitung nötig hätten, während andere wiederum eine idiotensichere Handhabung erfordern. Es gibt sogar welche unter ihnen, die so flink sind, dass man meinen könnte, für die Interaktion mit ihnen bräuchte man einen Waffenschein – sie sind schneller mit ihren Reaktionen als Lucky Luke mit seinem Colt.
Nun, lasst uns die klassischen Englischreiter unter die Lupe nehmen. Der Englischreitstil ist mehr als nur eine Reitmethode; er ist eine Kunstform. Diese Reiter sind oft für ihre vornehme Erscheinung bekannt – zumindest in den Filmen. Dort strahlen die Pferde mit seidigen Mähnen und Schweifen, begleitet von blitzsauberen Sätteln mit schneeweißen Schabracken, und zu guter Letzt thront der Reiter in tadelloser Montur darüber. Doch was würde eine Reitexpertin wie Sandra dazu sagen? Ein enthusiastisches „PRÜÜÜMA!“ wahrscheinlich.
Werfen wir jedoch einen Blick in die Realität unserer Stallgassen, ergibt sich ein anderes Bild. Der Adel der Pferdewelt bekommt oft nur eine schnelle Katzenwäsche, da der Kaffee lockt und die Sattelfläche sowieso die Hauptrolle spielt. Die Mähne wird vom Stroh befreit, der staubige Sattel mit einer leuchtend grünen Schabracke gepaart und ohne viel Federlesen festgezurrt. Die Trense wird ins Maul gelegt, und schon geht es ab in die Reithalle. Das Outfit des Englischreiters? Stiefel bleiben heute im Schrank; Jeans müssen reichen, denn es steht kein großer Ritt an. Aber der Reithelm – das unverzichtbare Accessoire – ist immer dabei.
Sobald aufgesessen ist, beginnt das Spektakel: Warmreiten im Schritt, ohne allzu großen Fokus auf die Haltung, damit die Muskeln warm werden. Ein paar Minuten im Leichttraben zur Lockerung, ein paar stilvolle Hufschlagfiguren und ein paar Runden Galopp zum Biegen – und voilà, nach 30 Minuten ist das Training vollbracht. „Prüüüma!“, könnte man sagen, und dann ab zum entspannten Kaffeeklatsch.
Doch es gibt auch die Englischreiter, die verbissen in ihrer Kunst aufgehen. Sie widmen stundenlang ihre Aufmerksamkeit der Haltung, dem Sitz und der Durchlässigkeit ihres Pferdes. Sie reiten unzählige Volten, arbeiten an Trab-Galopp-Übergängen, Schulterherein und was nicht alles. Die Zuschauer auf der Tribüne beobachten gebannt das Schauspiel dieser Engagierten – ein Anblick, den man nicht alle Tage sieht. Und während sie vielleicht das Gefühl haben, das Thema des Stallklatsches zu sein, sind sie doch in ihrem Element, vollkommen konzentriert auf die Verbindung zwischen Reiter und Pferd.