Keine neue Diagnose, keine neue Nachricht, keinerlei Veränderung.
Eigentlich ist in diesem Moment Anfang 2017 in Ebersbach nichts Außergewöhnliches geschehen.
Und doch war es für Nicole Putschky-Kaiser eine Art Wiedergeburt
und der Beginn eines neuen Lebens.
„Ich habe meinem Sohn in die
Augen geschaut und gesehen, dass
er die Mama so nicht kannte und ihn
das fix und fertig macht“, sagt die
heute 45-Jährige.
In dem Moment
beschloss sie: Schluss damit.
Mit
„Damit“ meint sie eine Zeit ihres
Lebens, in der es ihr so schlecht
ging, dass sie nicht mehr leben wollte.
Statt diesen Entschluss umzusetzen, begann sie ein neues Leben.
Aufgewachsen ist Nicole Putschky-
Kaiser in Kulmbach.
Mit ihrem
Mann baute sie in Ebersbach in der
Gemeinde Ködnitz in einem Naturidyll
baute.
Sie ist gelernte EDV - Fachkraft
und war Buchhalterin.
War aktiv im Fußball, trainierte
Jugendliche, war Schiedsrichterin.
Dazu Elternbeiratsvorsitzende.
Ihr
ganz großes Hobby war das Reiten.
Ihr Pferd stand in Seidenhof bei
Mainleus. Sie reitet, seit sie sechs ist.
Dann Rodeo am 21. August 2015.
Das Pferd wirft sie ab.
„Ich weiß bis heute nicht,
warum“, sagt Putschky-Kaiser.
Die
Folgen sind dramatisch: Sie kommt
ins Kulmbacher Krankenhaus. Der
rechte Lendenwirbel ist gebrochen.
Nach drei Tagen Entlassung.
Aber
weiter unglaubliche Schmerzen.
Es
folgen Bandscheibenvorfall und
Lähmungserscheinungen des rechten
Beins.
2016 platzt die Bandscheibe
beim Niesen. Not-OP.
Ein
Arzt sagt, dass die Lähmung bleiben
könnte.
„Das hat mir den Boden
unter den Füßen weggezogen.“
Das Bein nicht richtig zu spüren
und wie einen Klotz hinter sich her
zu ziehen, das packte sie nicht. Körperlich
waren da Schmerzen – und
seelisch: „die Angst vor dem Leben“.
Ja, sagt Putschky-Kaiser.
Sie litt
an einer richtig starken Depression.
Das erzählt sie ganz offen.
„Das ist
eine schlimme Krankheit und nichts
zum Verheimlichen.
“ Ärzte können
zunächst nicht helfen.
„Die Angst
war wie ein Wasserfall, wie eine
Welle, die über mich hereinbrach.“
Mit 18, sagt sie, hatte sie schon eine
Depressionsphase.
„Die Schubladen
wurden damals nur zugemacht,
nicht verschlossen, und sind jetzt
alle auf einmal aufgesprungen.
“ Es
ist wie ein Schleier, eine Blase.
Sie
kommt nicht heraus. Denkt sie.