Sie lächelte mich an und sagte mir, dass es natürlich möglich sei, die Schule zu wechseln.
Aber dann hätten diese Tyrannen gewonnen.
Ihr Weltbild wäre bestätigt. Und ich selbst wäre weggerannt vor der ersten richtigen Prüfung in meinem Leben.
Ich war damals 12 Jahre alt und schaute sie lange und total erstaunt an. Was wollte mir diese Frau damit sagen?
Ich brauchte ein paar Tage, um die Worte zu verdauen. Und nach vielen weiteren Gesprächen, in welchen die Psychologin mir sagte, wie wertvoll ich sei, und dass ich exakt das gleiche Recht auf einen Platz in dieser Klasse hatte, wie alle anderen. Und dass meine Intelligenz ganz sicher nichts sei, wofür ich mich schämen müsse.
Sie schaffte es, mein Selbstbewusstsein wieder auf solide Füße zu stellen. Und am Ende war ich überzeugt, dass ich mich nicht vertreiben lassen würde. Ich würde für meinen Platz einstehen. Und ich würde mich nicht mehr provozieren lassen. Ich würde den Tyrannen zeigen, dass ich stärker war als sie.
Und das tat ich! Ich blieb an der Schule und in der gleichen Klasse. Ich ließ alle weiteren Provokationen ins Leere laufen. Ich lernte, nach außen hin ruhig zu wirken, selbst dann, wenn ich innerlich kochte.
Die Mobber verloren nach und nach immer mehr das Interesse und im neuen Schuljahr änderte sich dann alles.
Es kamen ältere Schüler, die das letzte Schuljahr nicht geschafft hatten, in unsere Klasse und diese suchten gerade mich aus, um ihnen Nachhilfe zu geben. Von da an wurde ich komplett in Ruhe gelassen.
Für mich war diese Zeit eine wirklich schwere, aber extrem hilfreich. Ich hatte nicht aufgegeben! Und aus diesem Samen, den ich damals gesetzt hatte, wuchs immer mehr Selbstvertrauen.