Verkehrsinfarkt
Stellen Sie sich vor: Ein gewöhnlicher Donnerstagmorgen, der Zahnarzttermin ruft – eigentlich eine Sache von knapp 15 Minuten. Doch heute? Heute tauchen Sie ein in das Labyrinth der Kulmbacher Umleitungsdramen. Sie sitzen hinter dem Steuer, bereit, die gewohnte Route zu nehmen, doch ach! – wo einst freie Fahrt war, türmen sich nun Absperrungen wie die Mauern von Troja. Die sonst so vertraute Strecke verwandelt sich in eine abenteuerliche Odyssee – die Ithaka-Fahrt für geplagte Zahnpatienten.
Als ob das noch nicht genug wäre, begegnen Ihnen auf diesen alternativen Pfaden die Verkehrs-Rowdies, die scheinbar dem Motto frönen: "Nichts scheppert so schön wie Blech bei Tagesanbruch." Beifall? Fehlanzeige. Stattdessen ernten Sie schroffe Blicke, als würden Sie eine Zugabe verlangen nach einem besonders misslungenen Konzert.
Sie dachten, 'mehr Baustellen, weniger Verkehr, mehr Sicherheit' sei die neue Devise? Ein wohlklingendes Versprechen, das sich als urbaner Mythos entpuppt. Der Verkehr fließt nicht, er krampft – ein reinster Infarkt der städtischen Mobilität. Was als eine viertelstündige Spritztour begann, dehnt sich zu einer 43-minütigen Ewigkeit. Jede rote Ampel ein Stich ins Herz, jede Umleitung ein Stoß in die Seite.
Und während Sie im Stillstand brüten und die Zeit verrinnt, fragen Sie sich: Wer denkt sich das aus? Welcher Verkehrsplanungs-Da-Vinci zeichnet diese Irrgärten, in denen sich nicht nur Reifen, sondern auch Geduld abnutzen? Ist das vielleicht eine neue Form der Stadtkunst, eine Bewegungsstudie, ein soziales Experiment?
Endlich, als Sie den Zahnarztstuhl erreichen, kommt die Erkenntnis: Dieser Stuhl, der sonst Quell des Unbehagens ist, wird zum Thron der Erleichterung. Denn im Vergleich zu den Abenteuern der Umleitungsdschungel von Kulmbach ist selbst der Bohrer des Zahnarztes eine Art Erlösung.