Reiterleben ist kein Ponyhof !!Jammer nicht, reite!
Das Reiterleben – Ein komödiantischer Galopp durch die Stallgassen.
Pferdefreunde, haltet die Zügel fest – hier kommt eine humorvolle Hommage an das Leben im Sattel, denn das Reiterleben ist definitiv kein Ponyhof. Das Motto lautet: "Jammer nicht, reite!" Und das ist nicht nur ein Tipp, sondern eine Lebensweise.
Stellt euch vor, ihr könntet Bücherregale füllen mit den Anekdoten aus der Reitergemeinschaft – und wir sprechen hier nicht von „Ostwind“ oder „Black Beauty“. Das echte Reiterleben ist wie eine Reality-Show ohne Drehbuch. Wir Reiter, wir sind tatsächlich eine eigene Spezies. Das Internet hat es bestätigt: „Wir Reiter sind ganz anders als ihr Menschen“. Wie wahr, wie wahr. Also schnallt euch an, es wird Zeit, die Wissenslücke zu schließen und einen kleinen Ausritt in die Welt der Pferdemenschenuntersich zu wagen.
Ein Reiterleben ist kein Zuckerschlecken, es ist eher ein Rodeo.
Wir bräuchten wirklich einen eigenen Gattungsnamen. Equus Hilarious vielleicht oder PFERDEMENSCHENUNTERSICH? Denn wer sonst würde sich freiwillig den Duft von Eau de Cheval antun, der durch die Stallgassen wabert wie ein olfaktorisches Meisterwerk? Oder sich über den dampfenden Misthaufen bei Sonnenaufgang freuen, als wäre es ein heißer Cappuccino? Ja, Freunde, denn nur in der Herde fühlen wir uns wohl und sind verträglich. Wer glaubt, er hätte schon alles erlebt, der war nie Teil einer Reitergemeinschaft. Vorsicht vor dem Reiter, das Pferd ist harmlos.
Eins zeichnet uns Pferdeverrückte allerdings aus, wir würden aus Liebe zu unseren Vierbeiner nahezu alles in Kauf nehmen. Um das männliche Geschlecht etwas zu schonen, in meinen Gefilden ist eher das weibliche Geschlecht vertreten.
Tatort Reitstall: Der unübersehbare Misthaufen dampft in der Morgendämmerung vor sich hin und die edlen Zossen fressen friedlich ihr Heu oder grasen auf den angrenzenden Koppeln. Die Vögel zwitschern vergnüglich ein Lied, eine zufriedene fast unheimliche Stille liegt über dem ganzen Anwesen, hier und da ein leises schnauben. Die Stallgasse ist leer gefegt und nur der Wind pfeift ein leises Lied. Herr und Frau Schwalbe ziehen mit Inbrunst ihre Nachkommen auf und zupfen in aller Gemütlichkeit das Stroh aus den Boxen. Ein idyllischer Anblick für Nichtpferdemenschen. Bewahren Sie sich die Vorstellung der friedlichen Idylle für einen kurzen Moment in Erinnerung, er hält nicht ewig.
Schlag 12 Uhr, an manchen Tagen könnte man einen Wecker stellen, tuckern die ersten Pferdemenschenuntersich in den Hof, selbstverständlich in angemessener Schrittgeschwindigkeit von 20 Pferdestärken.
Es ist Mittagszeit, die Tiere haben Hunger und müssen zum pinkeln in die Box, nicht zu vergleichen mit Kindern, die mittags von der Schule nach Hause kommen. Die Vierbeiner, die nicht zum Essen geführt werden und außen pinkeln, schauen sich das menschliche Treiben aus der Ferne mit gespitzten Ohren an. Ein Gaumenschmaus per excellence wird serviert, z.B. Mash, Rübenschnitzel, Müsli oder ein Cocktail aus Tee, Früchten, Karamalz und Hafer oder was das Küchenregal an Feinheiten so hergibt. Pferdemenschenuntersich sind sehr wählerisch, was die Zufütterung der Rösser angeht.
Was tut man nicht alles für sein Pferd. Ganze Wagenladungen an Futter und Leckereien würden einige einlagern, wäre der Platz im Schrank oder der Sattelkammer nicht so enorm knapp.
Das Equipment für ein Pferd sieht dann in etwa so aus:
- Mindestens 1 Sattel, die Auswahlmöglichkeit an Sätteln ist unbegrenzt, von Dressur – Spring- Vielseitigkeit- bis hin zum Westernsattel oder sogar Barocksattel uvm.
- 1-2 Zaumzeugs mit oder ohne Gebiss, Englischer Zaum, Westernzaum, Spanischer Zaum usw.
- Putz und Pflege Utensilien in dazugehörigen Koffer bestehend aus: Hufauskratzer, Huföl, Mähnenbürste, Schweifbürste, MagicBrush, Kardätsche, Striegel, Wurzelbürste, Poliertuch, Staubbürste, Federstriegel usw.
- 2- 8 Decken für jede Jahreszeit im Doppelpack. Im Frühjahr eine mit Vlies , im Sommer eine Fliegendecke, im Herbst eine Abschwitzdecke und im Winter einen Regenmantel.
- 5 - 15 Schabracken/ Pads (das sind die Teile, die unter dem Sattel liegen) nach oben sind keine Grenzen gesetzt, zum Wechseln. Idealerweise bestickt mit dem Namen des holden Tieres und/ oder Symbolen und nicht zu vergessen die Marken „Eskadron oder Busse“ etc. Genau wie die Nichtpferdemenschen sich gut einkleiden, so legen die Pferdemenschenuntersich großen Wert auf das äußere Erscheinungsbild ihres Pferdes.
- 2-3 Halfter, verschiedene Farben, je nach Gemütslage des Tieres und wenn nötig auch Jahreszeiten abhängig mit Fell.
- 1-2 Longen (eine ca. 10 Meter lange Leine) damit das Tier ausreichend im Kreis bewegt laufen kann.
- 1-2 Gerten, denn Gehorsamkeit muss sein. Auch hier gibt es unzählige Varianten.
- 1 Longierpeitsche, die sorgt für die nötige Motivation des Rosses, evtl. eine Doppellonge (das sind dann 2x 10 Meter Leine für beide Seiten des Pferdegebisses).
- diverse Sprühflaschen für Fell und die lästigen Mücken
- ein MUST HAVE ist natürlich die eigene Stallapotheke, wird das Tier vielleicht krank? Der Inhalt in Kurzform, denn sonst sprengt das Equipment den Rahmen, Pflaster (die Viecher beißen auch mal), Wundsalbe (sie beißen sich ggf. auch untereinander), Rivanol für evtl. Angüsse, Buscopan, Colosan für Bauchweh, Augensalbe, Blauspray zum Desinfizieren und Ramazotti (für pferd Reiter)
- 1-2 Fliegenmützen für den Kopf des Pferdes, um die Plage der Mücken einzudämmen.
Ist der Schrank für das Zubehör groß genug, lagern die Pferdemenschenuntersich unter anderem noch Sommer - Winterreitschuhe, Stiefel aus Leder und/ oder Gummi, Sporen, Cheps und sogar verschiedene Jacken für die kälteren Tage ein.
Wer denkt, soviel kann keiner für ein Pferd besitzen der staune nicht schlecht, denn das war noch lange nicht alles. Für Nichtpferdemenschen eine Verschwendung des sauer verdienten Geldes und für Pferdemenschenuntersich eine lohnende Inventionen, es geht nämlich ums Pferd!! In den kleinen Fächern des Schrankes oder nennen wir es lieber Spint lagern noch mindestens 4 Hufglocken (das ist ein Schutz für die Hufe) 2 - 4 Gamaschen (zum Schutz der Sehnen), Longierbrille (zum Einschnallen des Gebisses beidseitig) Martingal (für Anfänger oder beim Springen einzusetzen), Lammfellbezug für den Sattel, damit der Po nicht erfriert, Longiergurt, verschiedene Gebisse, Kopfeisen für den Sattel und Pflegemittel für das ganze Lederzeuges.
Ich hoffe ich habe nichts Gravierendes vegessen! Nachdem nun das Inventar eines Pferdemenschenuntersich annähernd, detailliert erklärt ist und zum Leid der Ehemänner aus Platzgründen in einem schleichenden Prozess in die heimische Garage ausgelagert wird, wenden wir uns den wertvollen Zossen zu, die nach ihrem Mittagsmenü wieder brav zu den übrigen Genossen auf Weiden oder Paddocks abgesetzt werden. Tschüss ihr Süßen bis später. Ja, Pferdemenschenuntersich kommen mehrmals am Tag in den Stall.
Zu den Stoßzeiten unter der Woche ca. 14 h bis 19 h und am Wochenende mit durchgänigen Verkehr. Ein Gewusel an Menschen, von oben betrachtet wilde, kleine Ameisen, die nicht ihre Königin suchen, sondern ihr Pferd.
So treffen sich die Pferdemenschenuntersich, gackern, lachen, trinken Kaffee oder essen zusammen, unterhalten sich über dies und das, meckern über Reitkünste diverser Mitprobanden, verbreiten den neusten Stallklatsch, misten ab, nerven den Stallbesitzer, der fast einer Ohnmacht nah ist und verbringen ihre ganze Freizeit damit, ihren heiligen Rössern nah zu sein!
Und die Rösser? Die stehen vorzugsweise auf der Koppel oder wohl behütet in ihren Boxen oder Paddocks. Wird denn mit den Tieren auch ausgeritten oder überhaupt geritten? Ja, ihr lieben Nichtpferdemenschen, das bleibt wohl vorerst ein Geheimnis!!
Und die Reitanlagen selbst? Nun, die sind so individuell wie wir Pferdemenschenuntersich. Einige sind so privat, dass selbst der Geheimdienst sie nicht finden würde, während andere so groß sind, dass sie ihre eigene Postleitzahl verdienen. Die Krux daran, oder in unserem Fall der Pferdefuß, jeder Reitstall ist irgendwie gleich und es gibt nichts Besseres oder Schlechteres. Stellen sie sich den monotonen Gesang eines Meditierenden vor oooommmmmm ...
Selbe Stimmlage, selber Ton, gleichbleibend, so ähnlich verhält es sich mit den Pferdemenschenuntersich … ooooommmmmm ... wir sind alle aus dem gleichen Holz. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Bevor ich nun wegen Ketzerreden an den Pranger gestellt werde – die artgerechte Haltung unserer edlen Vierbeiner ist natürlich jedem selbst überlassen. Aber mal unter uns, oft sind es nicht die Pferde, die Probleme bereiten, sondern die Pferdemenschenuntersich.
Nun, liebe Nichtpferdemenschen, ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in unser kurioses Universum geben, ohne zu viel Heu aus dem Sattel zu plaudern. Bleibt gespannt auf die nächste Folge unserer Serie, in der wir die verschiedenen Pferdemenschenuntersich-Typen genauer unter die Lupe nehmen. Und nicht vergessen: Im Falle eines Falles ist das richtige Fallen eine Kunst für sich – aber das ist eine Geschichte für ein andermal.
Das Reiterleben ist wahrlich kein Ponyhof. Aber mal ehrlich, wer würde das schon wollen? Das echte Reiterleben – ungezähmt und ungekämmt – schreibt Geschichten, die so bunt sind, dass selbst ein Regenbogen daneben verblassen würden.